Marlies Jensen-Leier

Zum 100. Todestag von Franz Kafka liest die Autorin Marlies Jensen-Leier vom 6. bis 19.5.2024 am Literaturtelefon (Tel.: 0431/901-8888 und www.literaturtelefon-online.de) ihre plattdeutsche Übertragung von Kafkas „Bericht für eine Akademie – Een Rapport för een Akademie“ sowie einen dazu passenden Ausschnitt aus einem Brief von Kafka an Milena Jesenska. Eingeleitet wird die Lesung von einem „Leierspiel für Franz Kafka zum 100. Todestag“.



„Als ich mit Kafka mal wieder hochkant im Bett saĂź, drängte er sich mir mit er- staunlicher Hartnäckigkeit plattdeutsch auf“, schreibt Marlies Jensen-Leier ĂĽber ihre Idee, Kafka ins Plattdeutsche zu ĂĽbertragen. „Kann jener Schimpanse, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Hagenbecks Tierfängern mit einem Frachtschiff von Afrika nach Hamburg gebracht wurde, anders als Plattdeutsch zur Sprache gekommen sein? Ich bemerkte: Das ist wie fĂĽrs Plattdeutsche gemacht.“ Auch Dora Diamant, Kafkas Gefährtin in der letzten Zeit vor seinem Tod, schrieb: „…habe ich oft Kafkas BĂĽcher gelesen, immer mit der Erinnerung daran, wie er selbst mir laut daraus vorlas. Da fĂĽhlte ich, wie sehr mir dabei die deutsche Sprache im Wege war. Deutsch ist eine allzu moderne, allzu heutige Sprache, Kafkas ganze Welt verlangt nach einer älteren Sprache.“ Marlies Jensen-Leier kommt aus einer älteren Sprache, dem Schleswiger/Angeliter Platt.

Die Autorin weiter: „Es ging mir darum, Plattdeutsch wieder mehr ins Ernstgenommene zu holen und Kafka dorthin zu tragen, wo er ohne dies nicht hingelangt wäre. Ich ging damit auf Lesereise. Die Einen kamen wegen Platt und gingen mit Kafka. Die Anderen kamen wegen Kafka und gingen mit Platt. Und plötzlich mochten alle Kafka.“

Marlies Jensen-Leier wurde 1950 als Fischertochter auf dem Schleswiger Holm geboren. Sie war hauptamtlich tätig in der Verwaltung und im politischen Bereich – im schleswig-holsteinischen Landtag, als Assistentin des schleswig-holsteinischen Europa-Abgeordneten Gerd Walter und von 1991 bis 1993 als Referentin des SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm. Nach den politischen Ereignissen in Schleswig-Holstein 1993 stieg sie aus dieser Berufstätigkeit aus. Seitdem: Lesen – Denken – Schreiben: Auseinandersetzung mit dem Zustand unserer Gesellschaft in Form von Texten zu Biografie-/Mentalitätsgeschichte, Kurzprosa, Lyrik. Zuletzt Gründung der Graswurzelbewegung „von uns aus“ (www.future-von-uns-aus.de) in ihrer Heimatstadt Schleswig.

Zuletzt war Marlies Jensen-Leier im August 2023 mit ihrem Essay „Brief an Putin“ am Literaturtelefon zu hören.

Autorin: www.leierliest.de

Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich unter der ISBN: 978-3-7578-3890-4

Foto: Thomas Eisenkrätzer

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