Junger Literaturpreis S.-H: 2018: Lasse Huber-Saffer

Am Literaturtelefon unter der Rufnummer 0431/901-8888 und auf www.literaturtelefon-online.de sind in den nächsten Wochen die Preisträger des vom Freundeskreis des Literaturhauses Schleswig-Holstein e.V. ausgeschriebenen Jungen Literaturpreises S.-H. 2018 zu hören. Lasse Huber-Saffer gewann mit seinem Text „Druckausgleich“ einen der beiden 3. Preise. Die Aufnahme entstand im Rahmen der Lesung zur Preisverleihung im Literaturhaus S.-H. am 28.3.2018.


Die Jury lobte den Text wie folgt:

„Ein Motorenwerk in der Zukunft. Eine quadratisch angelegte StraĂźe, quadratische Plätze. Eine Menschenkolonne, Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit in der Industrie. Sirenen bestimmen die Zeit. Fremdbestimmung, eine totalitäre Gesellschaft in der Zukunft. Arbeiter, Aufpasser in Uniformen, eine Nationalhymne wird mit der Hand auf dem Herzen gesungen, FlieĂźbandarbeit …

Ein Ich-Erzähler mit einem Kleinod, einem BĂĽchlein, wie man sich das Klavierspielen beibringt. Ă–ldruckausgleicher werden in Motoren eingearbeitet. Ă–ldruckausgleicher ohne Ă–l geben Töne von sich. Deshalb klaut der Erzähler Ă–ldruckausgleicher. Er kost sie „Maschinchen“. Und er klaut auch erfolgreich Werkzeug. Heimlich baut er eine neue Maschine, eine orgelähnliche Musikmaschine aus Ă–ldruckausgleichern. Und sie funktioniert. Es kommt etwas Harmonisches hervor, vielleicht Töne, vielleicht eine Stimme …?

Mit geschlossenen Augen entflieht ein namenloser Mensch der Stille und erlangt in einer scheinbar trostlosen Zukunft eine Stimme, die Trost spendet.

Der Text entführt uns in eine graue Zukunft, eine entfremdete, säkularisierte Zukunft. Uns werden in kühler Diktion Erinnerungen aufgezwungen an Orwells ’1984’, Huxleys ’Schöne neue Welt’, Bradburys ’Fahrenheit 451’ oder Mitchells ’Wolken-Atlas’. Eine triste, freudlose, tonlose, sprachlose Dystopie. Die Vorstellungen gefrieren beim Lesen. Jedoch regt sich Widerstand. Das Menschliche ringt ums Überleben. Der Mensch erfindet. Der Mensch erfindet ein Ding, eine Maschine, ein Instrument. Und mit der noch primitiven Harmonie kehrt die Wärme in Form von Ton und Stimme zurück. Und im Dunkeln erglimmt ein kleines Licht.“

Die Texte der Preisträgerinnen sind nachzulesen unter: www.flsh-kiel.de. Ein Bericht von Sabine Tholund („Kieler Nachrichten“) über die Preisverleihung findet sich hier.

Foto: ögyr

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