Feridun Zaimoglu

Am Literaturtelefon unter der Rufnummer 0431/901-8888 und auf www.literaturtelefon-online.de liest der Kieler Autor Feridun Zaimoglu aus seinem bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen „Luther-Roman“ „Evangelio“. Die Aufnahme entstand am 26.7.2017 bei einem Besuch in seiner Kieler Schreibstube.



4. Mai 1521 bis 1. März 1522: Martin Luther hält sich auf der Wartburg auf. Gänzlich unfreiwillig, denn er ist auf Geheiß des Kurfürsten von Sachsen in Gewahrsam genommen worden. Dort sieht er sich größten Anfechtungen ausgesetzt, vollbringt aber auch sein größtes Werk: In nur zehn Wochen übersetzt er das Neue Testament ins „Teutsche“.

Feridun Zaimoglu begibt sich in die Zeit, auf die Burg und in die Kämpfe, die der Verdolmetscher auszufechten hat. Dazu bedient er sich eines Ich-Erzählers, der zwar eine erfundene Figur, aber äußerst faszinierend ist: Landsknecht Burkhard, ein ungeratener Kaufmannssohn, ist Martin Luther zum Schutze an die Seite gestellt. Seine Perspektive ist es, die den Blick auf das Leben, das Streben und die Qualen des Reformators eröffnet.

Burkhard selbst ist Katholik und Anhänger des alten Brauchs und sieht Luthers Wirken mit Sorge. Er will nicht abfallen, nicht mit der Sitte brechen und muss doch den, der dieses tut, schützen und bewahren. Ja, er muss Luther sogar begleiten, als dieser heimlich die Burg verlässt und sich bei Melanchthon in Wittenberg aufhält. Und er muss Luther beistehen, als ihn die so genannte Teufelsbibel in schlimmste Teufelsvisionen stürzt.

Mit klingender Sprache, erstaunlichem Kenntnisreichtum und dramatischer Zuspitzung erzählt Feridun Zaimoglu von dem „Herätiker“, einer Zeit im Umbruch und der Macht und Ohnmacht des Glaubens.

Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit seinem sechsten Lebensjahr in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel und schreibt bzw. schrieb für „Die Welt“, die „Frankfurter Rundschau“, „Die ZEIT“ und die „FAZ“. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2005 den Adelbert-von-Chamisso-Preis. Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr erhielt er den Hugo-Ball-Preis und 2007 den Grimmelshausen-Preis, 2008 den Corine-Preis für seinen Roman „Liebesbrand“, 2010 den Jakob-Wassermann-Literaturpreis und 2012 den Preis der Literaturhäuser. Im Jahr 2015 war er Stadtschreiber von Mainz, und 2016 bekam er den Berliner Literaturpreis. Nach seinen Bestsellern „Leyla“ und „Liebesbrand“ erschien zuletzt der erfolgreiche Roman „Siebentürmeviertel“. 2016 erhielt Feridun Zaimoglu die Ehrenprofessur des Landes Schleswig-Holstein.

Zuletzt war Zaimoglu am Literaturtelefon im Mai 2013 mit mit seiner Novelle „Der Mietmaler“ zu hören.

Wikipedia ĂĽber den Autor

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Foto: ögyr

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