Marlies Jensen-Leier
Am Literaturtelefon unter 0431/901-8888 und www.literaturtelefon-online.de liest die Autorin Marlies Jensen-Leier aus ihrem 2023 bei Books on Demand, Norderstedt erschienenen Essay „Brief an Putin“.
Der „Brief an Putin“ ist „ein diplomatischer Versuch“, wo alle Diplomatie vergebens scheint und nur noch die Sprache der Waffen gesprochen wird – vom Angreifer wie von den Angegriffenen. Und es mag befremdlich erscheinen, wenn man „angesichts des grausamen Angriffskriegs auf die Ukraine“ einen Brief an den Aggressor schreibt, der auf Einsicht hofft. Marlies Jensen-Leier versucht es trotzalledem und setzt in ihrer Vorbemerkung zum „Brief an Putin“ auch an unsere Adresse ein bedenkenswertes „Aber“: „Wenn im 21. Jahrhundert ein Despot, eine Gruppe, ein Gemeinwesen, ein Staat derart verbrecherisches Unwesen treibt, sollte der Rest der Welt dann mit verwandten Mitteln tätig werden? Noch nach dem Inferno, das von Nazi-Deutschland ausgegangen ist? Noch nach dem Vietnamkrieg und …? Noch angesichts des von uns Menschen herbeigeführten Klimawandels, der inzwischen alles Leben auf unserem Planeten bedroht? Noch kurz vor dem 80. Jahrestag der nach dem 2. Weltkrieg erneuerten Ansage ,Nie wieder Krieg!’?
Marlies Jensen-Leier erinnert in ihrem Brief an die engen kulturellen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland – gerade auch mit dem ehemaligen Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf. „Wenn ich an Russland denk …“, so die Autorin, fallen ihr eben diese vielfältigen VerknĂĽpfungen im „Haus Europa“ ein, auf die man nicht nur aufbauen könnte, sondern gerade jetzt muss: „Es geht jetzt um einen neuen groĂźen Anlauf zur Völkerverständigung. Gefragt ist eine Initiative der Vereinten Nationen, ein weltweiter Dialog auf allen Ebenen, in dem wir gemeinsam und schnell eine globale Kultur des Friedens schaffen, die alle Regionen unseres Planeten erreicht. In vielfältigem Kräfteverhältnis zueinanderstehend geht es jetzt darum, uns von uns aus als Individuen im Interesse der Weltgemeinschaft zurĂĽckzunehmen und uns fĂĽr eine lebbare Zukunft fĂĽr die kommenden Generationen einzusetzen. Ohne solches Zusammenwirken der Menschen, der Staaten, werden wir nicht zu friedlicher Koexistenz gelangen.“
Der „Brief an Putin“ ist so nicht nur an den Despoten gerichtet, sondern an uns alle. Es geht darin um die ĂĽberlebensnotwendige Neuausrichtung des globalen Blickwinkels. Ein verzweifelter Versuch zur Schärfung des Vorstellungsvermögens. Denn: In welchen Abgrund wird uns die erneute AufrĂĽstung ziehen? Auch im Vorfeld der vorigen Katastrophe fehlte das Vorstellungsvermögen …
Der Autor des „Appell für den Frieden“, Prof. Dr. Klaus Moegling zu dem Text: „Vielen Dank für Ihren Brief an Putin – auch für den Bezug auf unseren Friedensappell. Ich finde das Ganze sehr gelungen. Sie haben diesen Brief auf einen hohem Niveau formuliert und wichtige historische Bezüge hierbei einbezogen.“
Marlies Jensen-Leier wurde 1950 als Fischertochter auf dem Schleswiger Holm geboren. Sie war hauptamtlich tätig in der Verwaltung und im politischen Bereich – im schleswig-holsteinischen Landtag, als Assistentin des schleswig-holsteinischen Europa-Abgeordneten Gerd Walter und von 1991 bis 1993 als Referentin des SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm. Nach den politischen Ereignissen in Schleswig-Holstein 1993 stieg sie aus dieser Berufstätigkeit aus. Seitdem: Lesen – Denken – Schreiben: Auseinandersetzung mit dem Zustand unserer Gesellschaft in Form von Texten zu Biografie-/Mentalitätsgeschichte, Kurzprosa, Lyrik. Zuletzt Gründung der Graswurzelbewegung „von uns aus“ (www.future-von-uns-aus.de) in ihrer Heimatstadt Schleswig.
Zuletzt war Marlies Jensen-Leier im September 2019 mit ihrem politischen Buch „Holm – engHolm und zurück“ am Literaturtelefon zu hören.
Autorin: www.leierliest.de
Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich unter der ISBN: 978-3-7578-3890-4
Foto: Thomas Eisenkrätzer
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