Ulrike Draesner

Am Literaturtelefon unter der neuen Rufnummer 0431/901-8888 und auf www.literaturtelefon-online.de liest Ulrike Draesner aus ihrem im März 2014 bei Luchterhand erschienenen Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“. Die Aufnahme entstand im Rahmen einer Lesung im Literaturhaus Schleswig-Holstein am 17.11.2014.



Was passiert, wenn man die eigene Heimat verliert? Welche Traumata werden dadurch hervorgerufen? Leiden auch die eigenen Nachkommen noch unter diesen? Diese und andere Fragen wirft Draesner in ihrem – auch die eigene Familiengeschichte erzählenden – Roman auf: Eustachius Grolmann, 83, ist ein Kriegskind. Aufgewachsen im Propagandastaat, 1945 aus Schlesien in den Westen geflohen: In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1945 stapften er, sein behinderter Bruder Emil und Lilly, die Mutter der beiden, bei minus 21 Grad durch den Breslauer Wald. Noch immer wird er von den Erinnerungen an die Flucht und den Tod seines Bruders heimgesucht. 17 Jahre später wird seine Tochter, Simone Grolmann, Professorin für Verhaltensforschung und ein analytischer Mensch, feststellen müssen, dass die Angst und die Fluchtgeschichte ihres Vaters tief in ihr verwurzelt sind.

Ulrike Draesner kreuzt die Lebenswege der schlesischen Grolmanns mit dem Schicksal einer aus Ostpolen nach Wroclaw vertriebenen Familie. Sechs Ich-Erzähler aus vier Generationen kommen zu Wort. Dabei entwirft sie ein Kaleidoskop der Erinnerungen, die sich zu immer neuen Bildern fügen. Sie zeigen, wie die durch Flucht und Vertreibung ausgelösten Traumata weiterwirken und wie sich seelische Landschaften von einer Generation in die nächste weitervererben.

Auf der interaktiven Website www.der-siebte-sprung.de gibt die Autorin nicht nur Einblick in ihre Schreibwerkstatt und die Entstehungsgeschichte des Romans, sondern schreibt ihn auch kontinuierlich fort – als den siebten Sprung vom Buch ins Netz.

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, studierte in München und Oxford Anglistik, Germanistik und Philosophie und lebt heute als Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin in Berlin. Ulrike Draesner hat für ihre Essays (u.a. „Schöne Frauen lesen“, 2007), Lyrikbände (u.a. „berührte orte“, 2008), Übersetzungen, Erzählungen (u.a. „Hot Dogs“, 2004) und Romane (u.a. „Spiele“, 2005) zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Sie gilt als eine der interessantesten deutschsprachigen Autorinnen und war 2005 Liliencron-Dozentin in Kiel.

Autorin: www.der-siebte-sprung.de, www.draesner.de

Verlag: Luchterhand

Foto: JĂĽrgen Bauer

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